Nach mehr als 100 000 Tests seit Februar 2021 war am Dienstag Schluss

Kreisgeschäftsführer Manfred Aschenbrenner spricht von einer „Zäsur" für das BRK Cham: Die beiden Testzentren des Öffentlichen Gesundheitsdienstes in der Further Straße sind Geschichte. Vier Kolleginnen haben an diesem 28. Februar die Türen hinter sich ins Schloss fallen lassen. Was bleibt, sind Pandemie-Eindrücke, die lange nachwirken werden, das Gefühl, den Menschen in der Region viel Gutes getan zu haben – und dicke Freundschaften. „Corona hatte doch auch etwas Positives“, sagt BRK-Mitarbeiterin Jasmin Schultz mit einem Augenzwinkern über ihre Arbeit in den vergangenen Monaten und die neuen Kontakte in ihrem Leben.

Von Frank Betthausen

Cham. Aus und vorbei! Nach gut 88 000 Schnell- und rund 22 000 PCR-Tests ist heute beim BRK eine intensive, prägende Zeit zu Ende gegangen. Die beiden Testzentren des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (ÖGD) in Cham sind Geschichte.

Vier Kolleginnen haben an diesem Dienstag in der Further Straße die Türen hinter sich ins Schloss fallen lassen und symbolisch einen Schlussstrich unter einen Abschnitt gezogen, wie ihn der BRK-Kreisverband in seiner Geschichte noch nie zu bewältigen gehabt hatte.

Was bleibt, sind Pandemie-Eindrücke, die lange nachwirken werden, das Gefühl, den Menschen in der Region viel Gutes getan zu haben – und dicke Freundschaften.

„Vom kollegialen Umgang her habe ich noch nie so schön gearbeitet.“ Marion Stauber, Mitarbeiterin der beiden Testzentren

„Mir wird es fehlen. Das Soziale, das Miteinander, die Gespräche…“, sagte Marion Stauber zum Abschied. Und: „Vom kollegialen Umgang her habe ich noch nie so schön gearbeitet.“

Stauber und Beate Cerweny waren am Dienstag zwischen 9 und 11 Uhr in der PCR-Teststrecke in den Fahrzeughallen ein letztes Mal in ihre Schutzkittel geschlüpft. Melisande Ketterl und Chantal Schwarz hatten im Lehrsaal nebenan zwischen 16 und 18 Uhr im Schnelltest-Zentrum noch einmal im Auftrag des Landratsamts Abstriche genommen... Dann war Schluss!

Für Stauber waren es ganz besondere Momente. Die Mitarbeiterin war vom ersten bis zum letzten Tag – vom 1. Januar 2022 bis zu diesem 28. Februar 2023 – in der PCR-Teststelle eingesetzt gewesen. „Sie hat quasi zu Beginn aufgesperrt und jetzt zum Ende zugesperrt“, berichtete BRK-Verwaltungsmitarbeiterin Andrea Obermeier.

So war es für die Mannschaft – zumindest für die Kollegen, die Zeit hatten – Ehrensache, zum Dienstschluss von Stauber und Cerweny noch einmal in der Further Straße zusammenzukommen. Für einen Ratsch und ein Erinnerungsfoto! „Corona hatte doch auch etwas Positives“, sagte BRK-Mitarbeiterin Jasmin Schultz mit einem Augenzwinkern über das Treffen, die vergangenen Monate und die neuen Kontakte in ihrem Leben.

Tobias Muhr wusste sie da voll an ihrer Seite. „Auch wenn der Anlass, diese Truppe zusammenzustellen, nicht der schönste war, war es doch so, dass es in der Pandemie viele schöne Zeiten gab. Es war sehr kameradschaftlich, die Leute haben super zusammengehalten“, blickte der BRK-Katastrophenschutzleiter auf die Arbeit in den beiden Testzentren zurück, für die es regelmäßig große Dankbarkeit gab.

Gerade zum Ende seien ganz viele Leute gekommen, die davon gesprochen hätten, wieviel Sicherheit ihnen das BRK vermittelt habe. „Wir hatten Stammkunden, die zu anderen Teststellen kürzere Wege gehabt hätten, seit Ausbruch der Pandemie aber immer zum Roten Kreuz gekommen sind“, sagte Muhr.

Sichtbare Zeichen dafür, wie das Engagement seiner Beschäftigten ankam, waren die Süßigkeiten, die das Team in all der Zeit bergeweise einheimste, und die Dankesbriefe, die beim Kreisverband eintrafen. „Auch wenn es nicht unsere ursprüngliche Aufgabe war und all das aus dem Katastrophenfall erwachsen ist, haben wir die Tests als Auftragnehmer des Landkreises sehr professionell und nach hohen Hygiene-Standards umgesetzt. Wir haben unseren Beitrag zum Schutz der Bevölkerung im Landkreis geleistet“, resümierte der Katastrophenschutzleiter.

Und auch wenn der Lehrsaal, in dem seit Februar 2021 getestet worden war, und die Fahrzeughallen ab Mittwoch geräumt und auf den Normalbetrieb umgestellt werden: Die nötigen Strukturen sollen laut Muhr bleiben. Das Know-how, PCR-Tests zu machen, werde das Rote Kreuz nicht aufgeben, kündigte er an.

„Wir werden sowohl die EDV-Anlagen als auch alles, was wir an Test-Equipment besorgt haben, so einlagern, dass es nicht zu weit verschwindet und schnell wieder griffbereit wäre“, sagte Muhr, der sich darüber freute, dass Teile des „gut ausgebildeten Fachpersonals“ dem Kreisverband ebenfalls erhalten bleiben. Auch der Laborvertrag für die PCR-Auswertungen werde nicht gekündigt, um für die Zukunft gewappnet zu sein.

In seinem Pandemie-Fazit stellte der Katastrophenschutzleiter neben den Leistungen der festangestellten Kräfte in den ÖGD-Testzentren – in Spitzenzeiten waren es 26 Beschäftigte –, das ehrenamtliche Engagement in den Bürgerteststellen heraus. Über die Rot-Kreuz-Gemeinschaften, auf die er zu jeder Zeit habe zählen können, seien in den eigenständig betriebenen Antigen-Teststellen in Roding, Furth im Wald, Waldmünchen, Bad Kötzting und Falkenstein mehr als 3500 Stunden an freiwilliger Arbeit erbracht worden.

„Es ist das Thema Eigenverantwortung, das jetzt ganz zentral in den Mittelpunkt rückt.“ BRK-Kreisvorsitzender Theo Zellner

Besonders dankbar sei er seiner Covid-Taskforce aus den Reihen der SEG CBRN(E): seinen „Profis in Schutzausrüstung“. Die Aktiven seien gerade in den ersten Monaten der Pandemie immer einsatzbereit gewesen, um – egal, in welcher Einrichtung – bei größeren Ausbruchsgeschehen im Auftrag des Gesundheitsamts Mitarbeiter und Bewohner zu testen und das Personal beim Anlegen von Sicherheitskleidung zu unterstützen.

„Welchen Zusatzaufwand diese mobilen Testungen bedeuteten, wird klar, wenn man sich in Erinnerung ruft, dass wir an Spitzentagen in drei Stunden bis zu 580 Probanden in unserer Schnellteststrecke in Cham zu betreuen hatten“, erläuterte Muhr. Im PCR-Testzentrum seien es auf dem Höhepunkt der Pandemie weit mehr als 200 Testpersonen innerhalb von zwei Stunden gewesen.

Kreisgeschäftsführer Manfred Aschenbrenner bezeichnete das Ende der Corona-Tests am Dienstag als eine „Zäsur“ für die Arbeit des BRK. Die Schnell- und PCR-Tests seien ein entscheidendes Instrument im Kampf gegen die Pandemie gewesen.

Kreisvorsitzender Theo Zellner bescheinigte den Rot-Kreuz-Beschäftigten, die in den beiden Test-Zentren im Dienst gewesen waren, und der ehrenamtlichen Rot-Kreuz-Familie „fantastische Arbeit“ zum Wohl der Gesellschaft. „Die Flexibilität, die unser Katastrophenschutzleiter Tobias Muhr und seine Truppe über so einen langen Zeitraum hinweg unter Beweis gestellt haben, war imponierend“, erklärte Zellner.

Zusammen mit Aschenbrenner richtete er „einen Extradank“ an Referatsleiter Stefan Raab und sein Ausbilder-Team.

Auch sie hätten bei ihrer täglichen Arbeit über harte Monate hinweg größtmögliche Flexibilität zeigen müssen.

Denn: Der Lehrsaal, in dem das BRK die Schnelltest-Strecke eingerichtet hatte, wäre mit dem Umzug der BRK-Verwaltung an den neuen Standort Ende 2020 auf dem Papier für Erste-Hilfe-Kurse und größere Veranstaltungen vorgesehen gewesen.

„Es ist kaum zu glauben, dass wir die Räume jetzt erstmals der Breitenausbildung und ihrer eigentlichen Verwendung zuführen können“, sagte Aschenbrenner.

Dass ein Teil der Test-Belegschaft dem Kreisverband in anderen Funktionen erhalten geblieben sei, freue ihn sehr, sagte der Kreisgeschäftsführer. „Bei den Mitarbeitern, die uns verlassen haben, hoffe ich, dass sie dem BRK in irgendeiner Weise verbunden bleiben“, meinte er.

Mit dem Schlussstrich unter den Testbetrieb sahen Aschenbrenner und Theo Zellner eine „deutliche Entwicklung hin zum Positiven“ und „hoffentlich das Ende dieser kräftezehrenden Pandemie erreicht“. Dennoch sei die Sinnhaftigkeit des Testens nach wie vor gegeben. „Es ist das Thema Eigenverantwortung, das jetzt ganz zentral in den Mittelpunkt rückt“, bekräftigte Zellner.

Und auch Tobias Muhr gab sich realistisch. „Man darf nicht vergessen, dass die Pandemie nicht mit einem Tag beendet werden kann – weder politisch noch anderweitig. Mit den Folgen im Gesundheitswesen werden wir noch lange zu kämpfen haben.“