Neue Rettungswache: In wenigen Tagen rollen die Bagger an

Ab Juni wird die frühere BRK-Kreisgeschäftsstelle in der Tiergartenstraße in Cham abgerissen, um Platz für ein von den Kollegen herbeigesehntes, modernes Rettungszentrum zu schaffen. Es soll ab Herbst 2023 nicht nur den Rettungsdienst und den Katastrophenschutz beherbergen, sondern auch dem Ehrenamt im Landkreis mit seinen rund 3500 Aktiven eine Heimat bieten – mit Ausbildungs-, Büro- und Sozialräumen. „Wir sind froh darüber, dass wir das aufgrund unserer Finanzsituation so auf den Weg bringen können“, freut sich Kreisvorsitzender Theo Zellner.

Von Frank Betthausen

Cham. In den Gängen und Büros stehen ausgeräumte Regale und große Müllsäcke. Im dunklen, ausgekühlten Treppenhaus warten ein paar letzte Kartons auf den Abtransport. Da ein paar Überbleibsel auf dem Boden, dort ein leerer Aktenordner. Ein einsamer Bilderrahmen an der Wand... Jemand hat mit blauer Farbe drei Herzen auf den gelbbraunen Putz gemalt. Daneben die Worte „und tschüss“… Die Tage der alten BRK-Kreisgeschäftsstelle in der Tiergartenstraße in Cham sind gezählt.

„Wir müssen nicht nur im Verwaltungs-, sondern auch im Blaulichtbereich besonders leistungsfähig sein.“ Kreisvorsitzender Theo Zellner

Ab Juni rollen hier die Abrissbagger, um Platz zu schaffen für den von den Kollegen herbeigesehnten Neubau der Rettungswache. Er wird ab dem Herbst 2023 nicht nur den Rettungsdienst und den Katastrophenschutz beherbergen, sondern auch dem Ehrenamt im Landkreis Cham mit seinen rund 3500 Aktiven eine Heimat bieten – mit Ausbildungs-, Büro- und Sozialräumen.

Dieser Punkt ist BRK-Kreisvorsitzendem Theo Zellner ein wichtiges Anliegen. Er ist an diesem Tag mit seinem Stellvertreter Dr. Hans Schneider und BRK-Bereichsvorsitzendem Günther Lommer in die Tiergartenstraße gekommen, um sich über den Stand der Baupläne und das Fünf-Millionen-Euro-Projekt auszutauschen.

Den Kreisvorstand und die Geschäftsführung, das macht Zellner bei dem Termin deutlich, sieht er den Mitarbeitern gegenüber in der Pflicht, nach dem Umzug der Kreisgeschäftsstelle in die Further Straße Ende 2020 den „zweiten Schritt der Neuausrichtung des BRK-Kreisverbands“ zu gehen. „Wir müssen nicht nur im Verwaltungs-, sondern auch im Blaulichtbereich besonders leistungsfähig sein“, betont der frühere BRK-Präsident. Mit Blick auf die hauptamtlichen Beschäftigten im Rettungsdienst und die ehrenamtlichen Kräfte, die sich auf dem Areal oberhalb der Sana-Kliniken seit langem moderne Arbeitsplätze wünschen, schiebt er nach: „Sie sind jetzt dran – dringend dran!“

Nach der Verlagerung der BRK-Verwaltung und der Ambulanten Dienste ins sanierte, aufwändig umgebaute ehemalige Autohaus Breu gegenüber dem ASV-Stadion gehe das BRK mit seinem Rettungszentrum einen weiteren Schritt, ein attraktiver Arbeitgeber zu bleiben. „Wir sind froh darüber, dass wir das aufgrund unserer Finanzsituation so auf den Weg bringen können“, freut sich Zellner.

Der Kreisverband habe sich in den vergangenen Jahren massiv vergrößert. Das Aufgabenfeld sei erheblich gestiegen, die Zahl der hauptamtlichen Mitarbeiter auf mehr als 700 gewachsen. Vor diesem Hintergrund traut sich der Kreisvorsitzende, überzeugt zu sagen: „Wir sind auch ein Wirtschaftsunternehmen. Für alles, was wir ehrenamtlich sowie im Rettungsdienst und im Katastrophenschutz leisten, braucht es eine gesunde, wirtschaftliche Grundlage. Die haben wir.“

Deshalb könne ein Schritt wie dieser, mit dem die alte Kreisgeschäftsstelle für eine neue Rettungswache weiche, auch getrost gegangen werden. „Wir werden allerdings extrem bemüht sein, den Kostenrahmen einzuhalten“, kündigt Zellner an.

Rettungsdienstleiter Dominik Lommer nutzt die Zusammenkunft, an der auch sein Stellvertreter Tobias Muhr und BRK-Kreisgeschäftsführer Manfred Aschenbrenner teilnehmen, um in die Vergangenheit zurückzublenden und die Entwicklung an dem Standort aufzuzeigen.

„Ich muss den Kollegen wirklich hohen Respekt aussprechen, dass sie das alles so mittragen.“ Rettungsdienstleiter Dominik Lommer

Nach der Eröffnung der Kreisgeschäftsstelle 1979 seien in den 1980er Jahren im Obergeschoss des Garagenbaus mit erheblicher Eigenleistung die Räumlichkeiten für die heutige Rettungswache geschaffen worden. Sie sei bis dahin im Parterre in ein, zwei Zimmern untergebracht gewesen.

„Damals haben hier aber auch nur fünf bis zehn Hauptamtliche gearbeitet. Mittlerweile sind wir über 30“, verdeutlicht Lommer und erinnert daran, dass die Voraussetzungen „für die größte Rettungswache im Landkreis“ in vielerlei Hinsicht nicht mehr zeitgemäß seien.

Das soll sich ab Juli mit dem Beginn der Bauarbeiten ändern. Bevor sie starten, wird die alte Geschäftsstelle samt dem Zwischenbau, der die Verbindung zur bisherigen Rettungswache darstellte, abgerissen. Zwischen den Bauwerken – dem neuen Rettungszentrum unterhalb und dem Altbau, der vom Abbruch verschont wird – werden etwa zehn Meter freibleiben. Im Einbahnverkehr wird es dort künftig möglich sein, zwischen den Häusern hindurchzufahren.

„Wir werden mit unseren Fahrzeugen zweistöckig nach unten und oben ausfahren“, erläutert Lommer. „Das gibt es in dieser Form auch nicht so häufig, dass Garagen auf zwei Etagen übereinander platziert werden.“ Da es an dem Standort jedoch schwierig sei, sich in die Fläche auszubreiten, müsse die räumliche Enge gewinnbringend genutzt werden.

Im ersten Stock – oberhalb der Garagen – entstehen neben der neuen Rettungswache die Ausbildungs- und Aufenthaltsräume für das Ehrenamt.

Im zweiten Obergeschoss wird nach den Plänen des Bad Kötztinger Architekturbüros Schnabel + Partner die Rettungsdienst-Verwaltung ihren Sitz haben. „In Summe sprechen wir von etwa 1500 Quadratmetern, über die wir ab nächstem Jahr an Fläche verfügen, wobei zwischen 500 und 600 allein auf die Garagen entfallen“, sagt Lommer.

Bis es soweit ist, müssen sich seine Mitarbeiter im Altbau erneut auf engem Raum zurechtfinden, nachdem sie sich seit Ende 2020 in die alten Geschäftsstellen-Räumlichkeiten hatten ausbreiten können.

„Wir werden extrem bemüht sein, den Kostenrahmen einzuhalten.“ Kreisvorsitzender Theo Zellner

„Ich muss den Kollegen wirklich hohen Respekt aussprechen, dass sie das alles so mittragen. Sie freuen sich, auch wenn sie jetzt erst einmal wieder zusammenrücken und mit noch schlechteren Bedingungen leben müssen als vorher“, sagt Lommer.

Was aus der bisherigen Rettungswache wird, ist offen. „Es gibt mittelfristig auch für das Planungen, aber da müssen wir erst einmal wieder durchschnaufen“, erklärt Kreisvorsitzender Theo Zellner.

Jetzt gehe es zunächst darum, dass der Rettungsdienst, der Katastrophenschutz und das Ehrenamt optimale Bedingungen bekämen.

Fest steht, dass die alten Garagen weitergenutzt werden. Mit den zwölf Stellplätzen, die laut Lommer „de facto hier entstehen“, könnten fast ausschließlich der Rettungsdienst beziehungsweise der erweiterte Rettungsdienst abgedeckt werden.

Die großen Fahrzeuge aus dem Katastrophenschutz, für die es von Ministeriumsseite vorgeschrieben sei, einen umbauten Stellplatz vorzuhalten, stünden derzeit im Innenhof. Für sie sei in Zukunft ein Garagengebäude verfügbar.

Insgesamt parken auf dem Areal in der Tiergartenstraße – inklusive der Wasserwacht –  etwa 25 Fahrzeuge.