Von Frank Betthausen
Straubing. Der BRK-Kreisverband Cham hat seit dieser Woche 20 neue Hubschrauber-Experten. Angeführt von Thomas Winkler, dem Leiter der Jugendarbeit, machten sich am Montagabend Kinder und Jugendliche aus den Ortsgruppen des Jugendrotkreuzes in Falkenstein und Lam auf den Weg nach Straubing, um auf dem Dach des Klinikums St. Elisabeth die Luftrettungsstation von Christoph 15 zu besichtigen.
Notärztin Alexandra Marquardt und Pilot Stephan Wanner nahmen sich viel Zeit, ihren Gästen den 1977 gegründeten Standort – 1995 hatte ihn die ADAC Luftrettung übernommen – und die beeindruckende Maschine zu zeigen. Dabei erfuhren die Besucher viele interessante Details.
Ab 5000 Metern wird die Luft zu dünn
Im Primäreinsatz bringt der Hubschrauber einen von 15 Klinik-Notärzten schnellstmöglich an sein Ziel. Der Helikopter vom Typ EC 135 (Baujahr 2015), der kurz vor Weihnachten durch ein neues Modell ersetzt wird, hat zwei Turbinen-Triebwerke mit jeweils 818 PS. Seine Reisegeschwindigkeit liegt bei 220 Stundenkilometern.
Dabei ist Christoph 15 – sein Tank fasst 710 Liter Kerosin, die für knapp zweieinhalb Stunden Flugzeit ausreichen – üblicherweise in einer Höhe zwischen 500 und 1000 Metern unterwegs. „Theoretisch wären bis zu 5000 Meter möglich, doch da oben wird die Luft allmählich zu dünn“, verdeutlichte Wanner, einer von vier ADAC-Piloten an den Luftrettungsstationen im niederbayerischen Straubing und im österreichischen Suben.
Wie er weiter erläuterte, liegt die Einsatzzeit der Maschine – alle 100 Flugstunden wird sie von zwei bis drei Technikern durchgecheckt – zwischen 7 Uhr und Sonnenuntergang. „Der Hubschrauber könnte nachts fliegen, aber wir haben nicht den Auftrag dazu“, erklärte er. Der „Tagesrekord“ liegt nach Wanners Angaben bei zwölf Einsätzen. Am Montag, dem Besuchstag der Chamer, waren es sechs an der Zahl.
Seit fünf Jahren ist die Winde in Betrieb
Seit 2018 ist Christoph 15 mit einer Winde ausgestattet. Sie ermöglicht es dem Team, das aus dem Piloten, einem Luftrettungsassistenten – er ist als Notfallsanitäter und Winch-Operator doppelt qualifiziert – und dem Notarzt besteht, Crewmitglieder auf dem Boden abzusetzen und Patienten zum Transport mit dem Bergesack heraufzuholen.
„Wir hatten heuer schon 80 Windeneinsätze“, berichtete Wanner. Er war früher als Pilot für den Bundesgrenzschutz im Einsatz und bringt es nach mehr als 35 Berufsjahren auf rund 10 000 Flugstunden. „Ich habe das gefunden, was mir Spaß macht. Ich würde alles genau so wieder machen“, sagte er.
Ähnlich begeistert erzählte Alexandra Marquardt von ihrem Alltag als Notärztin an Bord – wo sie in der zweiten Sitzreihe ohne entsprechende flugtechnische Ausbildung offiziell als „Fracht“ gilt, wie sie ihre Zuhörer schmunzelnd informierte. Sie zeigte den Jugendrotkreuzlern das beengte Innenleben des Hubschraubers und die wichtigsten medizinischen Ausrüstungsgegenstände.
Kinder durften in den Bergesack schlüpfen
Zusammen mit Christian Kuchler, dem Leiter der Bergwachtbereitschaft Lam – er gehörte der Delegation aus dem Landkreis Cham an –, führte sie außerdem den Bergesack vor, mit dem Verletzte vom Boden heraufgeholt werden. Probeliegen für die Kinder und Jugendlichen inklusive!
Nach spannenden eineinhalb Stunden nahmen die Gäste aus der Oberpfalz nicht nur jede Menge Wissen über Hubschrauber im Allgemeinen und Christoph 15 im Besonderen mit nach Hause. Auch Malbücher, Aufkleber und anderes Werbematerial wanderten in ihre Taschen.
Thomas Winkler bedankte sich bei Marquardt und Wanner mit Wein und einer süßen Überraschung.