Manfred Aschenbrenner ist erst der zweite Kreisgeschäftsführer beim BRK in Cham seit der Gebietsreform 1972. An diesem Montag feiert er seinen 60. Geburtstag. Im Interview mit Pressesprecher Frank Betthausen blickt er zurück auf fast drei Jahrzehnte, in denen ihn drei Begriffe begleitet haben: Wissen, Werte und Wandel. „Du bist bei der Rot-Kreuz-Arbeit sehr nah dran an den Menschen und musst ein Netzwerker sein und offen für Neues. Ich habe immer versucht, das alles zu kombinieren und das BRK nach vorne zu bringen“, sagt er.
Manfred, wie ist Deine Gefühlslage vor dem 60. Geburtstag? Was überwiegt: Dankbarkeit oder Nachdenklichkeit? Oder sind es die Abstiegssorgen rund um den SSV Jahn Regensburg?
Manfred Aschenbrenner: Die Sorgen haben sich längst zur Realität geformt. Der Jahn wird absteigen (lacht). Das müssen wir Fans so akzeptieren. Das Schöne daran ist: Wir haben jetzt wenigstens keine Sorgen mehr (lacht wieder). Was meinen Geburtstag angeht: 60 Jahre sind natürlich ein Anlass, zurückzublicken. Ich tue das mit sehr großer Dankbarkeit. Mit 30 Jahren damals den Schritt heraus aus der Bank zu wagen – hin zu etwas ganz anderem –, das war die Entscheidung meines Lebens. Sie hat mich als Geschäftsführer und Mensch geprägt. Ich habe sehr schnell gefühlt, dass man beim Roten Kreuz auch in einer herausgehobenen Position Mensch bleiben darf. Das ist etwas Besonderes.
Wenn Du zurückschaust auf die knapp 30 Jahre in dieser Funktion: Was würdest Du heute mit dieser Berufs- und Lebenserfahrung anders machen?
Manfred Aschenbrenner: Letztendlich würde ich alles wieder genauso machen. Ich glaube, dass die großen, strategischen Entscheidungen richtig waren – und am Ende sind sie immer gemeinsam und im Dialog getragen worden. Natürlich gab es Entschlüsse, die sich im Nachhinein als nicht so glücklich herausgestellt haben, aber die Richtung hat immer gepasst. Ich kann jedenfalls über die drei Jahrzehnte hinweg auf ein sehr vertrauensvolles, enges Verhältnis zum Vorstand zurückblicken. Das gibt Kraft. Das Gleiche gilt für unseren Kreisvorsitzenden Theo Zellner, von dem ich viel gelernt habe – gerade, was die Sozialkompetenz und Netzwerkarbeit angeht. Auch unseren ehrenamtlichen Kräften gegenüber spüre ich bis heute sehr große Dankbarkeit. Es imponiert mir immer wieder, mit welcher Überzeugung sie sich an den unterschiedlichsten Stellen beim BRK einbringen.
Was genau macht dieses BRK in Cham für Dich aus?
Manfred Aschenbrenner: Es ist oft die Rede von der Rot-Kreuz-Familie. Das Rote Kreuz in Cham ist wirklich eine Familie. Das Miteinander, das Ziehen an einem Strang, die Standhaftigkeit, die Brücke zur Menschlichkeit und das Ansinnen, hilfsbedürftigen Menschen zur Seite zu stehen – egal, ob es als Wohlfahrtsverband ist oder als Hilfsorganisation –, das macht uns aus. Bei all dem glaube ich, dass wir in Cham auch innerhalb des großen Bayerischen Roten Kreuzes eine ganz besondere Rot-Kreuz-Familie sind.
Du feierst Deinen Geburtstag in schwierigen Zeiten. Erst hat Corona den Beschäftigten und Ehrenamtlichen beim BRK über einen langen Zeitraum hinweg viel Kraft gekostet. Dann kam der Konflikt in der Ukraine hinzu… Die außen- und innenpolitische Lage ist angespannt wie nie. Wie sehr beeinflusst das im Moment Deine Arbeit und Gedankenwelt?
Manfred Aschenbrenner: Ich fand es beeindruckend, wie unser gesamter Verband während der Pandemie funktioniert hat und Partner im Notfall war. Gott sei Dank ist diese Zeit vorbei – auch wenn die Nachwehen an der einen oder anderen Stelle noch zu spüren sind. Beim Personal hat das in manchen Bereichen bis heute Spuren hinterlassen. Was mich bewegt, ist die aktuelle weltpolitische Lage. Ich glaube, dass sich die Koordinaten der Weltpolitik verändern. Mit Folgen auch für die Rot-Kreuz-Arbeit vor Ort… Bei den Themen „Zeitenwende“ und „Sondervermögen“ würde ich mir dringend wünschen, dass das Ganze nicht nur aus der militärischen Perspektive betrachtet wird, sondern auch in Richtung Bevölkerungsschutz. In solch bewegten Zeiten kommt dieser Part in meinen Augen zu kurz. Letztlich bräuchte es auch hier ein Sondervermögen. Wir sehen es gerade in Cham am Beispiel unserer geplanten Katastrophenschutzhalle in der Tiergartenstraße. Es kann nach meinem Dafürhalten nicht sein, dass Wohlfahrtsverbände oder Hilfsorganisationen die Manpower im Haupt- und im Ehrenamt stellen und dann auch noch Hunderttausende an Investitionsgeldern mitnehmen müssen, um im Katastrophenschutz tätig werden zu können.
„In meiner Einarbeitungszeit seit 1997 habe ich vom scheidenden Kreisgeschäftsführer Hans Leitermann sehr viel mitnehmen dürfen. Er hat mir in dieser Phase entscheidende Dinge vorgelebt und ein wohlbestelltes Haus übergeben.“
Manfred Aschenbrenner
Du bist erst der zweite Kreisgeschäftsführer beim Roten Kreuz in Cham seit der Gebietsreform 1972. Es ist unglaublich viel passiert in diesen gut drei Jahrzehnten. Wie hast Du diese Entwicklung erlebt?
Manfred Aschenbrenner: Ich habe 1998 das Vertrauen des neu gewählten Kreisvorstands erhalten. In meiner Einarbeitungszeit seit 1997 habe ich vom scheidenden Kreisgeschäftsführer Hans Leitermann sehr viel mitnehmen dürfen. Er hat mir in dieser Phase entscheidende Dinge vorgelebt und ein wohlbestelltes Haus übergeben. Die drei Jahrzehnte, die ich in der Folge mitgestalten durfte, waren von einem immensen Wandel geprägt. Ja, Wissen, Werte, Wandel – das waren Begriffe, die mich immer begleitet haben. Du bist bei der Rot-Kreuz-Arbeit sehr nah dran an den Menschen und musst ein Netzwerker sein und offen für Neues. Ich habe immer versucht, das alles zu kombinieren und das BRK nach vorne zu bringen. Ein großes Anliegen war es mir dabei, von Anfang an unsere Eigenständigkeit zu betonen – mit eigenen Grundsätzen und Werten. Wir sind – und ich möchte hier die Leistungen der Behörde keinesfalls schmälern – in der ersten Zeit meines Wirkens schon sehr mit dem Landratsamt gleichgesetzt beziehungsweise in Verbindung gebracht worden.
Wie ist es Dir gelungen, dich in Deiner Position immer wieder neu zu motivieren für den Wandel, von dem Du erzählst? Und was waren nach Deinem Empfinden die größten Veränderungen?
Manfred Aschenbrenner: Meine Motivation sind die Menschen. Auf der einen Seite die, die unsere Hilfe als BRK brauchen. Auf der anderen die, die diese Herausforderungen vor Ort meistern – egal, ob es bei Katastrophen-Ereignissen ist oder in der täglichen Arbeit in unseren Pflegeheimen. Wir haben uns als Wohlfahrtsverband und Hilfsorganisation, wie erwähnt, extrem gewandelt. Das ging gar nicht anders. Schon allein wegen der digitalen Entwicklung. Ganze Jobbilder haben sich verändert in diesen drei Jahrzehnten – und vieles ist schnelllebiger geworden. Auch das Ehrenamt war dem unterworfen. Die klassische Verbundenheit und die alten Strukturen – ein Dienstabend jeden Freitag – gibt es in der Form von früher oftmals nicht mehr. Das Motto lautet heute eher: „Ich engagiere mich, will mich aber weniger binden“. Wobei ich schon behaupte, dass wir diesen Spagat im Ehrenamt geschafft haben…
Mit 60 Jahren ist man sehr realistisch und biegt auf die Zielgerade seines beruflichen Schaffens ein. Was hast Du dir vorgenommen für diesen letzten Abschnitt?
Manfred Aschenbrenner: Ich habe eine To-do-Liste, auf der einige Punkte noch nicht rot durchgestrichen sind. Die möchte ich noch abarbeiten. Ein großes Ziel ist es beispielsweise, unsere Pflegestation in Roding in den neuen Gesundheitscampus zu integrieren. Im Bereich der Kindertagesstätten haben wir ebenfalls noch Pläne und wollen weiter wachsen. Es würde mich freuen, wenn bei der Zahl unserer Einrichtungen – aktuell sind es 13 im Landkreis – mittelfristig eine „2“ davor steht. Und: Wir wollen unsere Jugendarbeit weiter ausbauen und den Schwung der vergangenen Jahre mit mittlerweile 31 Schulsanitätsdiensten und engagierten Jugendgruppen in den Gemeinden mitnehmen. Ich fühle mich bei all dem auf der ersten Führungsebene meiner Referatsleiter sehr wohl. Das ist ein vertrauensvolles, innovatives Zusammenarbeiten, das ich in den nächsten vier Jahren weiterpflegen möchte.
„Wir fahren rund um meinen 60. nach Salzburg. Dort sind wir immer wieder sehr gerne. Wir feiern im engsten Familienkreis – mit meiner Frau Monika, meiner Tochter Lena und ihrem künftigen Mann Tobias.“
Manfred Aschenbrenner
Und im Privatleben?
Manfred Aschenbrenner: Privat stehen in nächster Zeit weitere runde Geburtstage an – der meiner Frau, meiner Tochter und meiner Mutter. Und die Hochzeit meiner Tochter ist 2025 ebenfalls geplant. Am 90. Geburtstag meiner Mutter! Darauf freuen wir uns sehr. Und wir hoffen natürlich – es ist und bleibt das höchste Gut –, dass wir alle miteinander lange gesund bleiben.
Wo und wie feierst Du Deinen runden Geburtstag?
Manfred Aschenbrenner: Wir fahren rund um meinen 60. nach Salzburg. Dort sind wir immer wieder sehr gerne. Wir feiern im engsten Familienkreis – mit meiner Frau Monika, meiner Tochter Lena und ihrem künftigen Mann Tobias. Wir lassen es ganz entspannt angehen. Ich fürchte aber, ich werde nicht auskommen, im Designer Outlet Salzburg den einen oder anderen Kaffee zu trinken (lacht).
Bei was entspannst Du? Abgesehen von den Jahn-Spielen, die Du als Dauerkarten-Inhaber besuchst…
Manfred Aschenbrenner: Beim Thema Fußball kann ich definitiv entspannen – auch bei der DJK Arnschwang, wo ich seit 50 Jahren Mitglied bin und mich seit Jahren gerne als Stadionsprecher engagiere. Abschalten kann ich ansonsten auch gut beim Schafkopfen – und bei einer Tasse Espresso.