Darum ist er Taucher geworden – und kein Fußballer

Wasserwacht Cham
Das Tauchen hat Joseph Kraus bei der Wasserwacht von Beginn an am meisten interessiert und fasziniert. Bis er unter Wasser durfte, musste aber auch er erst einmal die „normale Ausbildung“ durchlaufen.

Während der Weltmeisterschaft 2006 waren auch Joseph Kraus und seine jüngere Schwester im Fußball-Fieber. Die Kinder wollten nach den Erfolgen von Schweini & Co. unbedingt dem runden Leder nachjagen. Aber: Ihre Mutter hatte Gründe – und andere Pläne. So nahm der Weg von Kraus, der vor einem guten halben Jahr Armin Schlüter als Vorsitzender der Kreis-Wasserwacht abgelöst hatte, am Ende eine ganz neue Richtung im Ehrenamt.

Von Frank Betthausen

Cham. Es mag seltsam klingen, aber in letzter Konsequenz ist seine Mutter „schuld“ daran, dass er seit den Wahlen im Frühjahr Vorsitzender der Kreis-Wasserwacht ist… 2006 – die Deutschen erlebten damals einen unvergesslichen WM-Sommer im eigenen Land – waren auch Joseph Kraus und seine jüngere Schwester im Fußball-Fieber. 

Beflügelt von den Erfolgen, die Schweini, Poldi und Co. bis ins Halbfinale führten, wollten die Kinder auch dem Ball nachjagen, der so vielen die Welt bedeutet. Aber: Ihre Mutter hatte durch schwere Verletzungen im familiären Umfeld so schlechte Erfahrungen mit dem Sport gemacht, dass sie die Geschwister sehr überzeugt ins Wasserwacht-Training in Cham schickte.

So nahm der Weg von Kraus, der vor einem guten halben Jahr Armin Schlüter an der Spitze der Wasserretter im Landkreis abgelöst hatte, eine völlig neue Richtung…

„Man wächst dann halt einfach rein“, sagt der 28-Jährige, der als Jugendlicher eigentlich nur tauchen wollte, wie er sich erinnert. „Das hat mich am meisten interessiert und fasziniert.“

„Unter dem Strich ging es mir darum, mich fortzubilden und mein Wissen zu erweitern.“ 

Joseph Kraus über seinen Wechsel zur Berufsfeuerwehr München

Der Windischbergerdorfer stellte allerdings schnell fest, dass sich dieser Plan bei der Wasserwacht nicht so einfach umsetzen lässt, wie er in seinem ersten Eifer dachte. Auch er musste natürlich die Grundausbildung für den Sanitätsdienst durchlaufen und sich das nötige Wissen als Wasserretter aneignen, ehe er sich ernsthaft mit dem Traum beschäftigen konnte, „unter Wasser zu gehen“…

Während er sich all diese Qualifikationen aneignete, entdeckte er „durch Zufall“ seine berufliche Leidenschaft. Der Sanitätskurs begeisterte ihn derart, dass er gleich noch seine Ausbildung zum Rettungsdiensthelfer nachschob. Mit 16 Jahren begann er damit, sich ehrenamtlich im Rettungsdienst zu engagieren – und blieb auf dieser Spur. 

Der Traum vom Notfallsanitäter

Nach seinem Abschluss an der Maristen-Realschule schlug er ab 2015 mit der dreijährigen Ausbildung die Laufbahn als Notfallsanitäter ein. Von Oktober 2018 bis zum April 2023 war er in dieser Funktion beim BRK-Kreisverband tätig, ehe in ihm mit 25 Jahren der Wunsch nach einer Veränderung reifte und er in München bei der Berufsfeuerwehr anheuerte.

„Unter dem Strich ging es mir darum, mich fortzubilden und mein Wissen zu erweitern“, sagt der junge Mann, der sich neben seinen ehrenamtlichen Aktivitäten bei der Wasserwacht „immer auch ein wenig“ bei seiner Heimatfeuerwehr in Windischbergerdorf eingebracht hatte.

So rückt er seit einer einjährigen Zusatzausbildung mittlerweile als Brandmeister in der Landeshauptstadt auf einem Hilfeleistungslöschfahrzeug mit aus – zu Bränden genauso wie zu Technischen Hilfeleistungen oder Rettungsdiensteinsätzen. 

„Das ist in München Standard. Zu jedem kritischen Patienten wird dort ein Hilfeleistungslöschfahrzeug hinzugezogen“, erläutert Kraus, der „ganz nebenbei“ an vielen Arbeitstagen seinem alten Metier treu bleiben kann.

Frank Betthausen
Seinen Beruf in München und seine neue Leitungsfunktion im Ehrenamt kann Joseph Kraus als Kreisvorsitzender der Wasserwacht nach eigenen Angaben wunderbar miteinander verzahnen.

Denn: München habe den Vorteil, dass die Berufsfeuerwehr auch über klassische Rettungswagen verfüge. „Ich fahre zu einem Drittel auch noch Rettungsdienst – unter anderem, um Kameraden bei Atemschutzeinsätzen abzusichern“, erklärt er.

Cham ist dennoch sein Lebensmittelpunkt geblieben. Hier hat er seinen alten Freundeskreis – und mit seiner Annika, die er im September 2024 geheiratet hatte, hat er im früheren Haus seiner Oma ein Zuhause gefunden.

Seinen Beruf in München und seine neue Leitungsfunktion im Ehrenamt, die zusätzliche Verantwortung mit sich brachte, kann der Kreisvorsitzende wunderbar miteinander verzahnen. „Das lässt sich recht gut machen – nachdem ich ja nicht allein bin und wir ein sehr gutes Team sind“, sagt er über seine Vorstandskollegen. 

„Das größte und wichtigste Hobby“

Was für ihn bis heute den Reiz beim BRK und an der Wasserwacht ausmacht? „Dass man Menschen helfen kann! Das stand für mich immer im Vordergrund. Dazu kommen das Miteinander und die Zusammenarbeit! Und dass man einfach immer an einem Strang zieht“, sagt der Windischbergerdorfer, für den die Wasserretter „tatsächlich immer das größte und wichtigste Hobby“ waren. 

Abgesehen davon vielleicht, dass er – werkzeugbegeistert, wie er ist – daheim gerne in seine kleine „Bastelwerkstatt“ geht, um sich dort um Reparaturen am Haus zu kümmern.

Was er sich als Kreisvorsitzender vorgenommen hat? Auch hier muss Kraus nicht lange überlegen. „Wir wollen erst einmal schauen, dass der Laden weiter läuft und dass es mit den Schwimmkursen vorangeht“, meint er. Hier gebe es nach der fordernden Corona-Zeit immer noch einiges aufzuarbeiten.

Darüber hinaus sollen nach seiner Vorstellung die Einsatzgruppen im Landkreis im Fokus bleiben. „Da sind wir sehr gut ausgerüstet. Das wollen wir weiter vorantreiben“, kündigt der 28-Jährige an.

„Das ist nicht immer ganz einfach, weil sie gerade im jugendlichen Alter gerne abspringen, wenn sich ihre Interessen verändern.“ 

Joseph Kraus über die Herausforderung, junge Mitglieder dauerhaft zu binden

Wasserwacht Cham
Vor kurzem erlangte Joseph Kraus die Befähigung als Ausbilder Tauchen. Bei der Kreis-Wasserwacht – er geht der Aufgabe an der Seite von Markus Schmid (rechts) nach – gibt es damit nach dem Tod von Klaus Kreitmeier 2022 wieder einen zweiten Aktiven mit dieser Qualifikation.

Das letzte große Ziel für die nächsten vier Jahre ist es, weiterhin junge Mitglieder heranzuziehen und sie auf Dauer zu motivieren. „Das ist nicht immer ganz einfach, weil sie gerade im jugendlichen Alter gerne abspringen, wenn sich ihre Interessen verändern“, hat ihn die Erfahrung gelehrt.

Mit seiner Führungsmannschaft wird er diese Herausforderungen meistern – so viel steht fest! Die Truppe ist wie Kraus selbst jung, aber schon hocherfahren in allen Wasserwachtsaufgaben. Das ist eben der Vorteil, wenn dich deine Mutter mit acht Jahren nicht zum Fußball-Training lässt…
 

Zur Person: Joseph Kraus

  • Tausch: Seit 2021 hatte Joseph Kraus in der Funktion als Stellvertreter Armin Schlüter als Vorsitzendem der Kreis-Wasserwacht den Rücken freigehalten. Mit den Wahlen im Frühjahr tauschten die beiden ihre Ämter.
     
  • Ämter: Kraus ist beim BRK und bei der Wasserwacht omnipräsent – als Lehrschein-Inhaber in der Breitenausbildung genauso wie als stellvertretender Vorsitzender der Ortsgruppe Cham. 
     
  • Aufgaben: Der 28-Jährige fungiert als Einsatzleiter Wasserrettung und als Multiplikator Digitalfunk. Er ist Rettungstaucher, Wasserretter und Fließwasserretter sowie Bootsführer.
     
  • Ausbilder: Vor kurzem erlangte er die Befähigung als Ausbilder Tauchen. Bei der Kreis-Wasserwacht – er geht der Aufgabe an der Seite von Markus Schmid nach – gibt es damit nach dem Tod von Klaus Kreitmeier 2022 wieder einen zweiten Aktiven mit dieser Qualifikation.
     
  • Rettungsdienst: Trotz seines Wechsels zur Berufsfeuerwehr in München bringt sich der gelernte Notfallsanitäter ehrenamtlich auch im Rettungsdienst weiter beim BRK-Kreisverband ein – in der Unterstützungsgruppe Rettungsdienst Cham, in den Schnelleinsatzgruppen Transport und Behandlung sowie in der Unterstützungsgruppe Sanitätseinsatzleitung.
     
  • Fachreferent: Sein Wirken als Fachreferent im Bereich Sanitätsausbildung rundet sein Tätigkeitsfeld ab.