Mit Julia Allwicher und Franziska Babl als ihrer Stellvertreterin haben im Frühjahr zwei junge, motivierte Frauen das Ruder bei der BRK-Bereitschaft Waldmünchen übernommen. Sie wollen das Miteinander stärken, neue Mitglieder gewinnen, „Potenziale noch besser heben“ und die Netzwerke ausbauen.
Von Frank Betthausen
Waldmünchen. Nur wenige der zehn BRK-Bereitschaften im Landkreis Cham haben mit den Wahlen im Frühjahr einen solchen Umbruch erlebt wie die Gemeinschaft in Waldmünchen.
Nach dem Abschied von Dieter Müller, der das ehrenamtliche Geschehen in der Trenck-Stadt von 2009 bis 2025 über vier Wahlperioden hinweg geprägt hatte, haben mit Julia Allwicher (30) als seiner Nachfolgerin und Franziska Babl (27) als deren Stellvertreterin zwei motivierte Frauen das Ruder übernommen.
Die beiden haben die Herausforderung mit Entschlossenheit angepackt und sich in den ersten Wochen nach Kräften in ihre Aufgaben hineingefuchst. „Das waren schon einige Tage, Abende und Nächte, die da reingeflossen sind“, sagt Allwicher.
Und Babl, die zuvor schon als Müllers Vize in der Bereitschaft gewirkt hatte, ergänzt: „Das Privatleben hat an ein paar Stellen zurückstehen müssen, aber es macht trotzdem Spaß, sonst würden wir nicht hier sitzen.“
Welche Ziele sie sich für die nächsten vier Jahre gesteckt haben? Allwicher und Babl wollen nach eigenen Angaben vor allem „das Miteinander stärken“ – vor Ort genauso wie im Austausch mit dem Kreisverband –, neue Mitglieder gewinnen, „Potenziale der Bereitschaft noch besser heben“ und Netzwerke ausbauen…
„Wir haben darauf geschaut, dass alles den Standards entspricht und auf dem aktuellen Stand ist. Unseren Lagerbestand haben wir mit einem zweiten Rucksack aufgestockt.“
Stellvertretende Bereitschaftsleiterin Franziska Babl
Mit den Trenck-Festspielen hatten sie kurz nach ihrem „Dienstbeginn“ eine erste Prüfung zu bestehen. Nicht nur hier war es ihnen ein Anliegen, „auf Transparenz zu setzen“, bewusst auf die rund 70 aktiven Mitglieder zuzugehen und sie zu fragen, „was ihnen auf dem Herzen liegt“.
So stellten sie den Aktiven beispielsweise vorab den neuen, mit den Verantwortlichen des Festspiel-Vereins konzipierten Versorgungsraum vor. Sie gingen in größerer Runde alle relevanten Wege auf dem Gelände ab und boten vor der Premiere mehrere Dienstabende an, an denen die ehrenamtlichen Kräfte unter Anleitung von Notfallsanitäter Klaus Scherr Fallbeispiele üben konnten.
Die Wasserwacht Waldmünchen und die Vertreter der Rettungshundestaffel beim BRK Cham holten Allwicher und Babl bewusst mit hinzu.
„Diese Vorbereitung und dass die Mitglieder sich sicher fühlen können, war uns sehr wichtig“, betonen die beiden, die ihr Augenmerk daher von Beginn an auch auf die Ausrüstung für die Sanitätsdienste richteten. „Wir haben darauf geschaut, dass alles den Standards entspricht und auf dem aktuellen Stand ist. Unseren Lagerbestand haben wir mit einem zweiten Rucksack aufgestockt“, berichtet Babl.
Die Herangehensweise steht für die Einstellung, mit der die 27-Jährige, die aus Biberbach (Gemeinde Treffelstein) stammt und als Operationstechnische Assistentin an der Orthopädischen Klinik Lindenlohe in Schwandorf arbeitet, ihre Führungsrolle und das Ehrenamt im Allgemeinen sieht.
„Ich muss den Leuten etwas bieten, sonst sind sie wieder weg. Wir haben für jeden etwas – und wenn ich das vor Ort nicht vorhalten kann, muss ich den Mitgliedern klarmachen, dass ihre Bereitschaft der Schlüssel zu den Fachdiensten beim Kreisverband ist – egal, zu welchen“, meint sie.
Julia Allwicher weiß sie in diesem Punkt voll an ihrer Seite. „Das ist ja auch etwas Motivierendes – so fängst du die Leute“, sagt die 30-jährige, gelernte Krankenschwester, die 2017 aus Hessen nach Waldmünchen gezogen war und am Gesundheitsamt in Cham beschäftigt ist.
Max Schmid weckte ihre Begeisterung
Ihr Kollege Max Schmid – er beerbte im Frühjahr Dr. Klaus Hör als Bereitschaftsarzt – begeisterte sie zusammen mit seiner Frau Stephanie Haberl fürs Rote Kreuz. Im Sommer 2023 stieß Allwicher, die mit ihrem Mann in Perlhütte lebt, so zu der Hilfsorganisation. Dort brachte sie sich von Beginn an ins Jugendrotkreuz ein, absolvierte ihre Sanitätsausbildung und entdeckte ihr Steckenpferd, die Betreuung.
„Wenn man aus einer sozialen Branche kommt, liegt das nahe, dass man sich solche Aufgaben sucht“, sagt sie. „Ich habe mir gedacht: Wenn ich schon nicht mehr direkt in meinem Beruf tätig bin, möchte ich wenigstens einen kleinen Teil zur Gemeinschaft beitragen.“ Mit dem schönen Nebeneffekt, dass sie mit ihrem Umzug in die Oberpfalz übers Rote Kreuz schnell Anschluss fand…
Die Aufgaben dort seien erfüllend und machten riesig Spaß. „Und man kann den Leuten aus diesem Gemeinschaftsgefüge heraus sehr, sehr viel geben. Es ist ein schöner Zusammenhalt da – man ist eine Gemeinschaft und eine Familie und bekommt unglaublich viel zurück“, meint sie.
Das beste Beispiel dafür war für sie der Großeinsatz nach dem Fund der englischen Fliegerbombe Anfang Juli in Cham.
„Franzi hat immer den klaren Kopf und sagt immer, was Sache ist. Ich bin eher der Gefühlsmensch, der versucht, als Vermittlerin zu agieren. Ich schätze diese Kombination total.“
Bereitschaftsleiterin Julia Allwicher
Franziska Babl, die wie ihre Kollegin an der Bereitschaftsspitze den Schwerpunkt ihrer ehrenamtlichen Arbeit in der Betreuung sieht, ist seit 2013 beim BRK. Die 27-Jährige hat die Ausbildung zur Rettungsdiensthelferin absolviert und lebt mittlerweile in Wackersdorf. Alle zwei Wochen kommt sie „nach Hause“ in den Landkreis Cham.
Babl stieß damals über den Schulsanitätsdienst am Gymnasium in Amberg, wo sie acht Jahre im Internat war, zum Roten Kreuz. „Meine Mutter kennt den Scherr Klaus ziemlich gut und hat ihn angesprochen – so hat sich das ergeben“, erzählt sie.
Sie hat das Gefühl, Sinnvolles zu tun
Was das BRK für sie ausmacht? Es ist längst nicht nur das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun. „Man lernt so viele interessante Menschen kennen, mit denen sich die Wege sonst nie gekreuzt hätten“, sagt Babl. Und sie ergänzt: „Viele davon werden gute Freunde, von denen ich keinen missen möchte. Beim BRK ist oft egal, was du machst, es geht darum, mit wem du es machst.“
So hat das Rote Kreuz auch sie und Julia Allwicher zusammengeführt – zwei Menschen, die sich im normalen Leben sonst wahrscheinlich nicht getroffen hätten.
Seit dem Frühjahr arbeiten sie noch viel enger zusammen – im schönen Gefühl, dass sie sich gut ergänzen, wie sie sagen. „Franzi hat immer den klaren Kopf und sagt immer, was Sache ist – und ich bin eher der Gefühlsmensch, der versucht, als Vermittlerin zu agieren. Ich schätze diese Kombination total“, betont Allwicher.
Als junges Duo und mit einem motivierten Team wollen die beiden den Umbruch und den Generationenwechsel in Waldmünchen meistern…