Ein weltweites Helfernetz mit einem neuen Knoten in Bad Kötzting

Frank Betthausen
Im Beisein der Schulsanitäter unterzeichneten Rektor Michael Prager und BRK-Kreisvorsitzender Theo Zellner den offiziellen Kooperationsvertrag.

An der Grundschule haben ab September 15 junge Sanitäter ein Auge auf ihre Mitschüler. Bei einer kleinen Feierstunde erhielten sie ihre Urkunden. Mehr als 40 Drittklässler haben sich darüber hinaus beim BRK zu Juniorhelfern ausbilden lassen.

Von Frank Betthausen

Bad Kötzting. Mit einem Schlag ist die Grundschule Bad Kötzting fast schon zur „kleinen Sozialakademie“ geworden: An der Bildungsstätte in der Bürgermeister-Dullinger-Straße haben sich alle rund 60 Drittklässler zu sogenannten Juniorhelfern ausbilden lassen und die Grundzüge der Ersten Hilfe vermittelt bekommen. 15 der Drittklässler erwarben beim BRK Cham darüber hinaus das Rüstzeug, das sie benötigen, um im neuen Schulsanitätsdienst mitzuwirken.

Bei einer Feierstunde erhielten die Kinder vergangene Woche ihre Urkunden. Zuvor unterzeichneten Schulleiter Michael Prager und BRK-Kreisvorsitzender Theo Zellner den offiziellen Kooperationsvertrag. Der Schulsanitätsdienst des Jugendrotkreuzes in der Pfingstritt-Stadt ist der 34. im Landkreis – und der 19. an einer Grundschule.

„Ich freue mich schon darauf, wenn ihr ab September eure wichtige Aufgabe antreten werdet“, richtete sich Prager in seiner kurzen Begrüßungsrede an die Helferschar, die BRK-Lehrkraft Helene Filimon auf ihre Tätigkeit vorbereitet hatte. 

Lachende Kindergesichter

Laut dem Rektor ist das Angebot künftig in jedem Schuljahr in den dritten Klassen vorgesehen, damit die jungen Sanitäter später als Viertklässler immer in ausreichender Zahl für die verantwortungsvolle Aufgabe zur Verfügung stehen.

Theo Zellner, der sich als ehemaliger Lehrer freute, „wieder einmal in lachende Kindergesichter“ blicken zu dürfen, sah in der Rolle der Schüler alles andere als eine Pflicht. „Es ist etwas Zusätzliches, sehr Wichtiges!“, meinte er. Die Kinder hätten ab sofort einen Blick auf ihre Mitschüler – sei es in der Klasse, auf dem Pausenhof, bei Sportfesten oder anderen Anlässen. 

„Helfen“, sagte der Bad Kötztinger bei seinem Heimspiel, „kann vielerlei Formen haben. Jemandem zu helfen, der gerade ein Problem hat oder verletzt ist, das ist etwas Besonderes, weil die, die da helfen, hin- und nicht wegschauen und Verantwortung übernehmen.“ 

Sie kümmerten sich nicht nur um sich selbst, sondern auch um einen anderen. „Das ist nicht selbstverständlich. Solche Menschen brauchen wir – auch im Roten Kreuz.“

„Es gibt so viele Möglichkeiten, anderen zu helfen – und sie werden immer mehr.“ 

BRK-Kreisvorsitzender Theo Zellner

Frank Betthausen
Die Freiwilligenschar an der Grundschule in Bad Kötzting ist groß. Alle knapp 60 Drittklässler ließen sich entweder zu Juniorhelfern oder zusätzlich zu Schulsanitätern ausbilden.

Die Hilfsorganisation sei auf Nachwuchs angewiesen – erst recht in Zeiten, in denen überall auf der Welt Krisen, Auseinandersetzungen und Klima-Ereignisse zunähmen. Vor diesem Hintergrund sah er den Schulsanitätsdienst als „wunderbare Grundlage“, eine Karriere im sozialen Bereich zu starten. „Es gibt so viele Möglichkeiten, anderen zu helfen – und sie werden immer mehr“, sagte der frühere Landrat. 

Die Bad Kötztinger Schulsanitäter, die an diesem Tag eine Einsatztasche und vier Warnwesten in Empfang nahmen, könnten richtig stolz sein. „Sie sind Teil einer großen Gemeinschaft, die in der ganzen Welt tätig ist. Das ist etwas, was man nur tun kann, wenn man ganz unten anfängt“, verdeutlichte Zellner, der das Ganze mit einer Kette verglich, in der sich die einzelnen Glieder aneinanderreihten. 

„Jedes davon ist wichtig! Jeder Knoten in einem Netz zählt. Wenn ein Knoten zerreißt, geht das ganze Netz auseinander. Hier ein Teil zu sein, ist auch für eure Schule etwas Besonderes“, betonte der Kreisvorsitzende, der sich bei den Kollegen von Prager für die Unterstützung des Projekts bedankte – allen voran Kooperationslehrerin Christine Schaffer.

Lebt die Gruppe vor Ort wieder auf?

Sabine Rackl, die stellvertretende Leiterin der Jugendarbeit beim BRK-Kreisverband, blickte in ihrem Grußwort in die Rot-Kreuz-Geschichte zurück. „Unser Jugendrotkreuz würde es ohne den Schulsanitätsdienst gar nicht geben“, erklärte sie den Kindern. Denn: Aus ihm heraus habe sich vor mehr als 100 Jahren das Jugendrotkreuz mit seinen Gruppen gegründet, wie man sie heute kenne.

Die Bad Kötztinger Kinder lud Rackl ein, in ihrer Freizeit dort vorbeizukommen. Auch in Bad Kötzting gebe es eine Gruppe, wenngleich sie zuletzt habe ruhen müssen. „Wenn es aber so wäre, dass sich hier ein paar zusammentun, kann ich euch zusagen, dass wir sie wieder aufleben lassen. Räume dafür hätten wir“, versprach sie. 

Für den Herbst kündigte sie einen „Schulsanitäter-Tag“ in Cham mit Vorträgen, Workshops und praktischen Übungen an. Die Planung solle über die Sommerferien hinweg ausgearbeitet werden.