Peter von Hofmann kam als Zirkuskind in München auf die Welt. Seit 1952 lebt er in der Einrichtung der Barmherzigen Brüder in Reichenbach. Er kämpft mit einer Reihe an Erkrankungen und wollte in der Landeshauptstadt noch einmal Manegen-Luft schnuppern. Das BRK erfüllte ihm seinen Traum mit dem Herzenswunschmobil. „Unser Bewohner war so überwältigt von den Eindrücken und Emotionen, dass er Freudentränen vergossen hat", berichtet Teamleiterin Heike Nöldner.
Von Frank Betthausen
Reichenbach. Peter von Hofmann ist einer, der freudige Emotionen nicht jeden Tag offen zur Schau trägt. Bei den Barmherzigen Brüdern in Reichenbach lebt er eher zurückgezogen, wählt seine Kontakte bewusst aus und kann auch einmal granteln, wenn ihm Dinge nicht passen.
Als der 80-Jährige jedoch im April aus dem Circus Krone in München zurückkehrte, den er unbedingt noch einmal besuchen wollte – die Fahrt übernahm das BRK Cham mit seinem Herzenswunschhospizmobil –, erlebte sein Umfeld Peter ganz anders…
„Unser Bewohner war so überwältigt von den Eindrücken und Emotionen, dass er Freudentränen vergossen hat. Er strahlte Tage danach noch über das ganze Gesicht. So viele Zähne sieht man sonst nie bei ihm“, erzählt Teamleiterin Heike Nöldner.
„Er ist absolut pferdebegeistert“
Über die ganze Woche hinweg berichtete Peter von Hofmann, der mit einer Reihe an Erkrankungen kämpft, immer wieder von seinen Erlebnissen rund um die Zirkus-Vorstellung, die er in der Landeshauptstadt besucht hatte.
Besonders angetan hatten es ihm als früherem Knecht die vielen Pferde. „Wunderschöne Tiere!“, wie er in schwärmerischem Ton sagte.
„Er hat auf der Hin- und auf der Rückfahrt lange mit uns über seine Tierliebe und darüber gesprochen, dass er absolut pferdebegeistert ist“, sagt Max Stoiber, der an der Seite seines Rettungssanitäter-Kollegen Louis Pscheidt erneut für die Herzenswunschfahrt verantwortlich zeichnete.
Seit 1952 lebt Peter von Hofmann in der Einrichtung der Barmherzigen Brüder. Er war als Zirkuskind in München geboren worden – daher seine Leidenschaft für Clowns, Artisten und Tiere – und hatte später in Reichenbach eine neue Heimat gefunden.
Wie der 80-Jährige den beiden Rot-Kreuz-Mitarbeitern berichtete, war er in jungen Jahren als Pferdeknecht in den Stallungen des Klosters beschäftigt. Bei seinem Oberknecht schaute er sich alles ab, was er an Wissen für die Aufgabe benötigte, die er später selbst übernahm.
„Peter war als Zuschauer überall im Landkreis vertreten, wo etwas mit Pferden geboten war – beim Pfingstritt genauso wie beim Rosstag“, schildern es Stoiber und Pscheidt.
Er trägt sein Schicksal mit Fassung
Seine Leidenschaft für die Manege lebte der gebürtige Oberbayer ebenfalls aus, wann immer er konnte. Als großer Circus-Krone-Fan fuhr er, als er noch fitter war, mindestens einmal im Jahr selbstständig zu den Auftrittsorten.
So hatte Michael Kiefl, Bereichsleiter Wohnangebote, die Idee, den langjährigen Bewohner, der seine Diagnosen als wahrer Kämpfer mit Fassung trägt und nicht mit dem Schicksal hadert, noch einmal Zirkusluft schnuppern zu lassen.
Nicole Mathis übernahm im Auftrag von Kiefl die Koordination und stimmte sich mit BRK-Rettungsdienstleiter Dominik Lommer ab. Das Team der Wohngruppe Petrus, die in Reichenbach direkt im Haupthaus liegt, kümmerte sich um die Reisevorbereitungen…
Unterwegs hatte der Senior den beiden Rettungssanitätern viel zu erzählen – und das nicht nur von seiner Tätigkeit in der ehemals einrichtungseigenen Landwirtschaft.
„Peter war als Zuschauer überall im Landkreis vertreten, wo etwas mit Pferden geboten war – beim Pfingstritt genauso wie beim Rosstag.“
Rettungssanitäter Max Stoiber
Peter von Hofmann war als Friedhofswärter über einen langen Zeitraum hinweg auch für den Kloster- und den Dorffriedhof zuständig. Eine Aufgabe, die er selbst im Rentenalter noch übernahm! Solange es sein Gesundheitszustand erlaubte, wohnte er allen Beerdigungen in der Ortschaft bei…
In jüngeren Jahren zeichnete er dafür verantwortlich, Kranzgestelle zu den Lieferanten zurückzubringen. Nicht selten übernahm er diese Erledigungen, die ihn bis nach Nittenau führten, zu Fuß.
„Er war viel im Dorf unterwegs und kennt dort sehr viele Menschen, zu denen noch gelegentlich Kontakt besteht“, erzählt Nicole Mathis.
Western und Groschenromane
Ansonsten liest Peter von Hofmann, der viele Bücher besitzt, bis heute gerne. Neben der Tageszeitung – über das aktuelle Geschehen im näheren Umfeld informiert zu sein, ist ihm ein großes Anliegen – vertieft er sich in seinem Zimmer in Western und Groschenromane.
Bei schönem Wetter sitzt der 80-Jährige außerdem häufig auf einer Bank an der Pforte, um sich Bekannte „auszuspähen“, mit denen er einen Plausch halten möchte.
Wie seine Betreuer berichten, tut er das seit dem Besuch im Circus Krone wieder besonders gerne. Und er hat auch immer noch jede Menge zu erzählen über die Fahrt nach München…