
Tobias Muhr ruft eine Patenschafts-Initiative ins Leben, über die Firmen aus der Region das Ehrenamt im BRK-Katastrophenschutz fördern – bis hin zum Bau einer neuen Halle in der Tiergartenstraße. Die Fundraising-Kampagne startet mit der Sparkasse im Landkreis Cham und der Raiffeisenbank Chamer Land eG.
Von Frank Betthausen
Cham. Allerspätestens die Geschehnisse im Ahrtal haben der Politik und der Gesellschaft gezeigt: Deutschlands Katastrophenschützer müssen sich durch den Klimawandel auf Ereignisse und Zerstörungen einstellen, die es in diesen Dimensionen früher nicht gab.
„Das sind Herausforderungen, für die wir uns dringend weiter wappnen müssen. Wir wollen und müssen mit aller Macht versuchen, den Entwicklungen voraus zu sein und die Grundlagen schaffen, die wir für unsere Arbeit benötigen“: Davon ist Tobias Muhr, Katastrophenschutzleiter beim BRK Cham, überzeugt.
Um das zu erreichen und speziell das Ehrenamt beim Bayerischen Roten Kreuz zeitgemäß ausstatten zu können, hat er eine Patenschafts-Aktion ins Leben gerufen, über die aus der heimischen Wirtschaft Gelder akquiriert werden sollen.
Weltspartag als passender Anlass
Passend zum Weltspartag am 30. Oktober gab der BRK-Kreisverband den Startschuss zu der Initiative in dieser Woche gemeinsam mit Reinhard Paulus, dem Vorstandsvorsitzenden der Raiffeisenbank Chamer Land eG, und Franz Wittmann, dem Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse im Landkreis Cham.
Die beiden Kreditinstitute unterstützen die Fundraising-Kampagne über 24 Monate hinweg mit jeweils 5000 Euro pro Jahr – insgesamt also mit 20 000 Euro.
Weitere Firmen sollen nach Darstellung von Muhr in den nächsten Wochen hinzukommen. Der Katastrophenschutzleiter hat nach eigenen Angaben „zur Stärkung des Ehrenamts“ eine große Zahl an Betrieben im Landkreis Cham angeschrieben und zum Teil schon Termine für „die öffentlichkeitswirksame Übergabe von Patenschafts-Urkunden“ ausgemacht, wie sie zur Premiere für die Sparkasse und die Raiffeisenbank gestaltet worden waren.
Ausstattung und Ausbildung
„Die Idee hinter dem Sponsoring ist, dass wir unseren ehrenamtlichen Einsatzkräften das gleiche Equipment zur Verfügung stellen wie unseren Beschäftigten aus dem Hauptamt“, erläuterte der BRK-Vertreter Paulus und Wittmann bei einem Termin in den Räumen des Rettungszentrums in Cham, an dem auch BRK-Kreisvorsitzender Theo Zellner, BRK-Kreisgeschäftsführer Manfred Aschenbrenner und BRK-Rettungsdienstleiter Dominik Lommer teilnahmen.
Neben der Ausstattung sollen die Zuwendungen in die Ausbildung und entsprechende Unterkünfte fließen – beispielsweise in den Bau einer Katastrophenschutzhalle in der Tiergartenstraße, der für 2026 ins Auge gefasst ist. „Wir wollen unser Ehrenamt in seiner Rolle so stärken, dass es den Aufgaben, die auf uns zukommen, gerecht werden kann“, betonte Tobias Muhr.
Wie Theo Zellner dankte er Reinhard Paulus und Franz Wittmann herzlich „für die riesige Unterstützung“ zum Auftakt.
Die Fahrzeuge, die wir für unsere Aufgaben benötigen und erhalten, brauchen entsprechend Raum und werden immer größer.
BRK-Kreisvorsitzender Theo Zellner

„Wir sind fleißig im Landkreis unterwegs und finden dort Gehör. Wir sind sehr froh darüber, wie das anläuft“, freute sich der Katastrophenschutzleiter und kündigte den Geldgebern „die eine oder andere gewinnbringende Aktion“ an.
So sollen alle Unterstützer nach und nach „publikumswirksam“ vorgestellt und zu einem Patenschafts-Frühstück eingeladen werden. „Wir wollen unsere Partner hier im Detail über unsere Arbeit informieren und ihnen Einblicke in die ehrenamtlichen Bereiche des Katastrophenschutzes geben“, erklärte Muhr.
Weitere Interessenten, die „den guten Zweck mittragen wollen“, dürften sich jederzeit beim BRK in Cham melden.
Für die beiden Vertreter der regionalen Banken gab es nach einer Projekt-Vorstellung vor wenigen Wochen keine Zweifel daran, dass sie sich in das Vorhaben einbringen wollen, wie sie unisono bekräftigten.
Respekt vor den Einsatzkräften
„Größere Spenden wie diese sind natürlich seltener“, sagte Reinhard Paulus. „Aber wo wären sie besser aufgehoben als beim BRK und beim Katastrophenschutz? Wir können als Allgemeinheit nur dankbar sein, dass es Menschen gibt, die sich hier engagieren“, meinte der Vorstandsvorsitzende der Raiffeisenbank.
Sein Pendant bei der Sparkasse, Franz Wittmann, nutzte die Besprechung, um den Einsatzkräften in der Region „seinen größten Respekt“ für ihr Wirken zu bekunden.
Sein Schwiegersohn sei bei der Wasserwacht aktiv und bei Hochwasserlagen selbst schon schwer gefordert gewesen. „Von daher weiß ich, was es bedeutet, von null auf hundert in den Einsatz zu gehen und dafür Familie und Arbeit zurückzulassen“, sagte Wittmann.
Schwierige Finanzierungsfragen
BRK-Kreisvorsitzender Theo Zellner machte deutlich, dass Hilfsorganisationen wie das Rote Kreuz gerade im Katastrophenschutz – beim Bau von Unterkünften genauso wie bei der Beschaffung von Geräten – vor immer schwierigeren Finanzierungsfragen stünden. „Vor diesem Hintergrund gehen wir mit unserer Fundraising-Aktion einen neuen Weg und sind froh darüber, wie positiv die Reaktionen darauf sind.“
Wie Tobias Muhr pochte der Altlandrat auf die Notwendigkeit, „dem Ehrenamt eine Heimat geben“ und zeitnah die Katastrophenschutzhalle oberhalb des neuen Rettungszentrums in Cham bauen zu müssen.
„Die Fahrzeuge, die wir für unsere Aufgaben benötigen und erhalten, brauchen entsprechend Raum und werden immer größer“, begründete der langjährige BRK-Präsident „diese wichtige Investition“.
Ein Anliegen war es ihm in diesem Zusammenhang, der Bevölkerung, den Unternehmen und der Kommunalpolitik „ganz grundsätzlich“ für ihre Bereitschaft zu danken, das Rote Kreuz in vielen Fragen und Themen wohlwollend zu begleiten und zu unterstützen.
„Als Kreisverband wollen wir das verstetigen und noch nachhaltiger gestalten, deswegen setzen wir große Hoffnungen auf unsere Patenschaften“, betonte Zellner.