Armin Schlüter hat eine Entscheidung getroffen, die ihm alles andere als leichtgefallen ist. Er hat seinen Posten als Kreisvorsitzender der Wasserwacht abgegeben. Für seinen zwei Jahre alten Jungen!
Von Frank Betthausen
Cham. Armin Schlüter ist nicht einfach nur Vater – er hat diese Rolle mit Haut und Haar angenommen. Sein Sohn ist ihm – neben seiner Frau Michaela – das Allerwichtigste. Und weil das bei ihm nicht nur so dahingesagt ist, hat er im Frühjahr eine Entscheidung getroffen. Er hat nach acht Jahren seinen Posten als Kreisvorsitzender der Wasserwacht abgegeben. Für seinen zwei Jahre alten Jungen!
„Mein Sohn hat ein Recht auf seinen Papa – die Zeit mit ihm bekomme ich nicht wieder. Michi hat mich so kennengelernt – als Aktiver, der bei der Wasserwacht stark gefordert ist. Aber mein Sohn hat das nicht davor gewusst und konnte sich das nicht aussuchen“, sagt der 34-Jährige, der 1998 als Schüler der Ortsgruppe in Cham beigetreten war.
Der bleibt er als stellvertretender Technischer Leiter treu – und auch der Kreiswasserwacht steht er als Stellvertreter seines Nachfolgers Joseph Kraus weiter zur Verfügung. Aber: Die Verantwortung und die zeitliche Belastung der vergangenen beiden Wahlperioden hat er hinter sich gelassen. „Mit dem Nebeneffekt, dass ich mich in der Ortsgruppe wieder ganz anders einbringen kann“, sagt er.
„Das ist ein Ehrenamt, für das es kein Geld gibt, das weiß vorher jeder. Aber dann sollte man den Leuten im Alltag einen gewissen Handlungsspielraum und Freiheiten lassen.“
Armin Schlüter
Locker-leicht ist Schlüter den Schritt trotz aller Vater-Überzeugungen nicht gegangen. Im Gegenteil! Er hat eine ganze Weile mit sich gekämpft, weil er das Gefühl hatte, sein Vorstandsteam mit Joseph Kraus, Fabian Seebauer, Richard Raum und Ramona Kraus im Stich zu lassen. „Das hat schon sehr gut gepasst und hatte sich sehr gut eingespielt“, sagt er.
Mittlerweile gehe es ihm jedoch gut mit der Entscheidung…
Auch und gerade, weil er sich ein Stück weit von dem Druck in seinem Ehrenamt lossagen konnte, der durch immer neue Gesetze und Verordnungen in seinen Augen extrem zugenommen hat. „Das ist schon ein Punkt, warum es nach meiner Erfahrung vielen weniger Spaß macht – und das macht es auch nicht einfacher, Leute zu gewinnen“, erklärt der Chamer, der im Stadtteil Tasching und später direkt in Cham aufgewachsen ist.
Und er schiebt nach: „Es ist Wahnsinn, was da mittlerweile an Professionalität verlangt wird. Das ist ein Ehrenamt, für das es kein Geld gibt, das weiß vorher jeder. Aber dann sollte man den Leuten im Alltag einen gewissen Handlungsspielraum und Freiheiten lassen.“
Vor diesem Hintergrund denkt er doppelt gerne an seine unbeschwerten Anfangsjahre bei der Wasserwacht und seine Jugend zurück, als die Tage und die Sommer gefühlt unendlich lang waren. Es war eine Zeit, in der Schlüter jede freie Minute in der Badstraße verbrachte. „Wir sind teilweise nach der Schule gar nicht heimgekommen, sondern direkt weiter ins Freibad“, erinnert er sich.
Als Kind war er dort mit der Wasserwacht in Kontakt gekommen. „Ich habe die Aktiven gesehen und wollte dort mitmachen. So bin ich irgendwann das erste Mal ins Training gegangen“, erzählt Schlüter, der das Ganze nie als Arbeit oder Pflicht erlebte.
Er legte nie Wert auf Schulterklappen
„Man ist da nicht zwangsweise zum Freibaddienst hingegangen, sondern hat sich immer mit seinen Freunden getroffen“, sagt der 34-jährige, gelernte Werkzeugmechaniker, der nach seiner Lehre die Weiterbildung zum Maschinenbau-Techniker und zum Betriebswirt absolvierte. Heute ist er bei der Hebetechnik-Firma Carl Stahl im Bereich Betriebsmittel und Arbeitssicherheit tätig.
Weil seine Herangehensweise an die Wasserwacht immer eine leichte, unverkrampfte war, weil für ihn der Spaß im Vordergrund stand, hat er nie Wert auf „besondere Schulterklappen“ gelegt. „Egal, ob es der Bootsführer war oder das Tauchen: In viele Sachen ist man einfach reingewachsen“, meint Schlüter.
„Das Rote Kreuz war für mich immer mit Freundschaft und Gleichgesinnten verbunden. Das war und ist bis heute Gaudi.“
Armin Schlüter
Speziell der Einsatzdienst hatte für ihn „viel mit Technik zu tun – und das hat mich immer interessiert“. So kamen mit der Zeit ständig neue Aufgaben hinzu – auch in der Vorstandschaft der Ortsgruppe Cham, in der er sich seit 2009 engagiert.
Den Kreisvorsitz bei der Wasserwacht brachte ihm seine Anpack-Mentalität ein. Als sein Vorgänger Wolfgang Weber 2017 ankündigte, die Position nach zwölf Jahren aufgeben zu wollen, fand sich keiner, der bereit war, ihn zu beerben.
„Einer muss es machen, dann übernehme ich das halt“, dachte sich Schlüter, der zu dieser Zeit berufsbegleitend seine Weiterbildung zum Geprüften Technischen Betriebswirt (IHK) meisterte und kurz vor dem Abschluss stand. Im Scherz ging dem Aktiven der Satz „Die Belastung fällt jetzt weg, ich habe wieder mehr Zeit“ über die Lippen.
Auf einmal waren acht Jahre vorbei
„So sind ruck, zuck acht Jahre draus geworden“, sagt der 34-Jährige, der als Rettungssanitäter auch an anderer Stelle jede Menge Erfahrung im Ehrenamt mitbringt. Das Rote Kreuz sei für ihn immer mit Freundschaft und Gleichgesinnten verbunden gewesen. „Das war und ist bis heute Gaudi“, betont Schlüter.
Dass er seit dem Frühjahr kürzertritt, zeigt, wie sehr er seine Einstellungen lebt – gerade als Vater. „Alles hat seine Zeit – auch in der Wasserwacht“, sagt er.
Als überzeugter Rotkreuzler weiß er allerdings auch, dass sich andere Gelegenheiten finden werden, etwas für die Gemeinschaft zu tun. „Wenn der Friedl Spaß dran findet, kann ich ihn ja mitnehmen“, sagt Schlüter und lächelt.