Neues Schulangebot: Das Los musste entscheiden

Frank Betthausen
23 Kinder aus den vier dritten Klassen stehen ihren Mitschülern ab sofort in Notlagen und bei kleinen Verletzungen zur Seite. Für ihre Tätigkeit erhielten sie Einsatzwesten und eine Sanitätsdiensttasche.

An der Grundschule Cham hat der 32. Schulsanitätsdienst des BRK im Landkreis seine Arbeit aufgenommen. Das Interesse in den vier dritten Klassen war enorm. Die Mädchen und Jungen, meinte Projekt-Verantwortliche Tanja Dirscherl bei einer Feierstunde, setzten ein Zeichen für Gemeinschaft, Verantwortung und Vielfalt. „Helfen verbindet – ganz gleich, wer man ist.“

Von Frank Betthausen

Cham. Das Interesse, am neuen Schulsanitätsdienst der Grundschule Cham mitzuwirken, war enorm. Es war so groß, dass am Ende das Los darüber entscheiden musste, welche 23 Kinder aus den vier dritten Klassen ihre Ausbildung beim Bayerischen Roten Kreuz absolvieren durften…

Darauf wies Schulleiterin Stefanie Brunner bei einer Feierstunde in der Bürgermeister-Vogel-Straße hin, bei der die Mädchen und Jungen offiziell ihren Dienst antraten. 

Um die Zusammenarbeit zwischen dem BRK-Kreisverband und der Bildungsstätte zu besiegeln, unterzeichneten Brunner und stellvertretender Kreisvorsitzender Dr. Hans Schneider an diesem Tag den Kooperationsvertrag, mit dem die Nachwuchssanitäter unter das Dach des Jugendrotkreuzes schlüpfen. 

Der Schulsanitätsdienst in Cham ist der 32. im Landkreis.

„Ihr könnt megastolz sein“

Brunner bezeichnete die Drittklässler in ihrer Begrüßung als „Kinder, die das Ehrenamt leben“, die engagiert seien und sich in die Gemeinschaft einbringen wollten. „Ihr alle, die ihr hier sitzt, könnt megastolz auf euch sein“, befand sie.

Verwaltungsangestellte Tanja Dirscherl, die ehrenamtlich selbst beim Roten Kreuz tätig ist und an der Schule als Projekt-Verantwortliche fungiert, sah es genauso. „Unser neuer Schulsanitätsdienst ist ein perfektes Beispiel dafür, dass wir viele sind und dass wir gut sind“, sagte sie.

In der Initiative kämen Kinder zusammen, „die vielleicht unterschiedlich sind“, aber eines gemeinsam hätten: Sie wollten helfen. „Ihr habt etwas Großartiges geleistet“, betonte Dirscherl. „Ihr habt gelernt, wie man hilft, wie man tröstet, wie man ruhig bleibt, wenn andere aufgeregt sind – und ihr habt euch entschieden, für andere da zu sein.“ 

Mut und echte Hilfsbereitschaft

Das sei keine Selbstverständlichkeit. „Das ist Mut, das ist echte Hilfsbereitschaft – und das ist etwas, worauf ihr stolz sein könnt“, meinte sie und bescheinigte den 23 Schülern, die sich den Ehrengästen alle kurz persönlich vorstellten, „ein gutes Herz“. 

Die Mädchen und Jungen setzten ein Zeichen für Gemeinschaft, Verantwortung und Vielfalt. „Helfen verbindet – ganz gleich, wer man ist.“

Hans Schneider gratulierte den jungen Rettern herzlich zu ihrem Erfolg. „Ihr habt nicht nur viel gelernt, ihr habt auch Spaß dabei gehabt“, sagte er mit Blick auf die Fotos aus dem Kurs mit BRK-Lehrkraft Helene Filimon, die im Hintergrund auf der Leinwand zu sehen waren. 

„Die Aufgabe, der ihr euch gestellt habt – für eure Mitschüler da zu sein und ihnen bei kleinen Verletzungen zu helfen –, ist eine ganz tolle“, befand der Rot-Kreuz-Vertreter. Mit neun Jahren schon so eine wichtige Funktion zu bekleiden, sei etwas Besonderes.

„Die Mädchen und Jungen sind in der Schule und damit blitzschnell zur Stelle, wenn etwas passiert – viel schneller als der Rettungsdienst oder der Notarzt.“ 

Stellvertretender BRK-Kreisvorsitzender Dr. Hans Schneider

Frank Betthausen
Schulleiterin Stefanie Brunner und stellvertretender BRK-Kreisvorsitzender Dr. Hans Schneider unterzeichneten die Kooperationsvereinbarung für den 23. Schulsanitätsdienst im Landkreis Cham.

Und Schneider fragte: „Welche Hilfe könnte besser sein als die, die schon vor Ort ist?“ Die Mädchen und Jungen seien in der Schule und damit blitzschnell zur Stelle, wenn etwas passiere – viel schneller als der Rettungsdienst oder der Notarzt.

Thomas Winkler hatte als Leiter der Jugendarbeit beim BRK Cham praktische Präsente für die Drittklässler dabei: vier Einsatzwesten und eine Sanitätsdiensttasche. „Ihr habt mit eurer sozialen Ader den Grundstock für etwas ganz Tolles gelegt“, erklärte er.

Beim Jugendrotkreuz mit seinen vielfältigen Beschäftigungsmöglichkeiten seien die Schulsanitäter gut aufgehoben. „Unser Wunsch ist: Bleibt dabei! Was ihr gelernt habt, hilft euch euer ganzes Leben lang“, sagte Winkler und zollte den Schülern wie BRK-Referatsleiter Stefan Raab „seinen größten Respekt“.

Bürgermeister Martin Stoiber, der für die Stadt Cham als Sachaufwandsträger sprach, dankte allen Beteiligten und der Rot-Kreuz-Familie für ihr Engagement. Die Kooperation mit dem Jugendrotkreuz bringe sowohl der Schule als auch den Kindern etwas. 

Wissbegierige Schüler

„Ihr könnt jetzt untereinander helfen. Aber auch – was man nicht unterschätzen darf –, wenn daheim einmal etwas passieren würde, mit den Geschwistern, mit Oma, Opa oder den Eltern, wisst ihr, was man tun kann, um Hilfe zu leisten“, gab der Lokalpolitiker den Grundschülern mit auf den Weg. „Ihr nehmt da etwas mit, das ihr immer wieder brauchen könnt.“

Helene Filimon, die den Helfern in acht Doppelstunden das nötige Wissen an die Hand gegeben hatte, sprach von disziplinierten, braven und wissbegierigen Schülern. „Es war sehr schön, diesen Lehrgang mit euch durchzuführen“, meinte sie.

Die Eltern ermunterten sie

In Anwesenheit von Jugendsozialarbeiterin Lena Paulus, die ebenfalls in das Projekt mit eingebunden war, erfuhr die BRK-Ausbilderin ihrerseits großes Lob. Konrektorin Regina Stöhr dankte ihr für ihre Geduld und Ausdauer. 

Auch den Eltern, die ihren Kindern Mut gemacht hätten, sich in den von Tanja Dirscherl initiierten Schulsanitätsdienst einzubringen, sprach Stöhr ihre Anerkennung aus.

Fördervereinsvorsitzende Betty Bauer, die den verhinderten Elternbeiratsvorsitzenden Wolfgang Bernhard mit vertrat, beschloss den Reigen der Grußworte. „Ich finde es super, dass das angeleiert worden ist. Die Kinder sind Feuer und Flamme – und wir begrüßen das Ganze natürlich“, sagte sie. 

Sollte in puncto Material Bedarf bestehen, könnten sich die Schulverantwortlichen jederzeit an den Förderverein wenden. „Wir springen gerne ein“, kündigte Bauer an.